Der Fachkräftemangel ist längst Realität – und dennoch schöpfen viele Unternehmen ihr Recruiting-Potenzial nicht aus. Warum? Weil sie sich auf einen Bruchteil ihrer eigentlichen Zielgruppe konzentrieren. In diesem Artikel erfährst du, wie du deine Recruiting-Zielgruppen besser verstehst, welche Gruppen du aktuell vielleicht gar nicht ansprichst – und was du tun kannst, um das zu ändern.
Der Eisberg im Recruiting – und warum du nur die Spitze siehst
Viele Recruiter:innen fokussieren sich auf Menschen, die aktiv nach einem Job suchen. Das klingt erstmal logisch – ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn:
- Nur ca. 25 % der Erwerbstätigen sind aktiv suchend – sie sind auf Jobbörsen unterwegs, klicken auf Google Ads oder werden über Social Media erreicht.
- 50 % sind latent suchend – sie sind offen für neue Jobs, aber suchen nicht aktiv. Diese Zielgruppe erreichst du u. a. über Social Media und Google Ads.
- 20 % sind nicht suchend, aber durchaus offen für gute Angebote – etwa über Active Sourcing oder eine starke Arbeitgebermarke.
- 5 % sind gar nicht interessiert – z. B. Rentner:innen oder Schüler:innen.
Mit klassischen Stellenanzeigen erreichst du also nur die Spitze des Eisbergs. Wenn du wirklich erfolgreich rekrutieren willst, musst du auch die 75 % unter der Oberfläche ansprechen – und das geht nur mit einem durchdachten Marketing-Mix.
Zielgruppen im Wandel: Demografie, Digitalisierung und neue Erwartungen
In Deutschland gibt es rund 45 Millionen Erwerbstätige – Tendenz sinkend. Prognosen zufolge werden es bis 2060 nur noch 33 bis 41 Millionen sein. Der demografische Wandel hat zur Folge, dass:
- Weniger junge Menschen in den Arbeitsmarkt nachrücken.
- Ältere Mitarbeitende länger im Beruf bleiben.
- Neue Arbeitsmodelle (z. B. Remote Work) neue Anforderungen mit sich bringen.
Das bedeutet: Deine Recruiting-Strategie muss sich an veränderte Lebensrealitäten und Erwartungen anpassen – sonst wird’s eng.
Zielgruppenanalyse: So findest du heraus, wen du wirklich ansprechen solltest
Ein modernes Recruiting beginnt mit einer fundierten Zielgruppenanalyse. Hier ein paar praxisnahe Ansätze:
- Bewerbungsdaten auswerten: Woher kamen bisherige Bewerbungen? Welche Kanäle funktionieren?
- Mitarbeitende befragen: Wie sind sie auf das Unternehmen aufmerksam geworden?
- Web- & Social-Media-Analysen: Welche Inhalte funktionieren bei welchen Zielgruppen besonders gut?
- Candidate Personas entwickeln: Erstelle Profile für deine wichtigsten Bewerbertypen – mit demografischen Daten, beruflichem Hintergrund, Werten und bevorzugten Kanälen.
- Stellenbezogenen Arbeitsmarkt betrachten: Analysiere für jede Position individuell den Markt – z. B. mit Daten der Arbeitsagentur oder Tools von Plattformen wie Indeed oder dem Jobspreader.
Mit diesem Wissen kannst du deine Botschaften und Kanäle deutlich gezielter aussteuern – und deine Trefferquote steigern.
Suchverhalten und Kanäle: Wo du welche Zielgruppe erreichst
Moderne Recruiting-Strategien setzen auf die Kombination unterschiedlicher Kanäle – je nachdem, wen du erreichen möchtest. Die folgende Übersicht zeigt dir beispielhaft, welche Kanäle für welche Zielgruppen geeignet sein können:
Zielgruppe | Passende Kanäle |
Aktiv Suchende | Jobbörsen, Google Ads, Social Media |
Latent Suchende | Social Media, Google Ads |
Nicht Suchende | Active Sourcing, Employer Branding |
Junior:innen / Berufseinsteiger:innen | Jobboards, Social Media |
Professionals | LinkedIn, Active Sourcing |
Senior-Expert:innen | Persönliche Ansprache, Netzwerke |
Wichtig: Diese Einordnung dient nur als Beispiel. Die Übergänge zwischen den Zielgruppen sind in der Realität fließend – ebenso wie die Wirksamkeit der Kanäle. Entscheidend ist, dass du deine Maßnahmen regelmäßig überprüfst und anpasst.
Typische Fehler im Zielgruppen-Recruiting – und wie du sie vermeidest
Viele Recruiting-Kampagnen scheitern, weil grundlegende Denkfehler gemacht werden. Hier ein paar Klassiker – und wie du sie vermeidest:
- Nur auf Jobbörsen setzen → Du verpasst 75 % deines Potenzials. Nutze auch Social Media, Active Sourcing und Employer Branding.
- Einheitsanzeigen für alle Zielgruppen → Unklare Ansprache sorgt für Desinteresse. Differenziere nach Erfahrung, Lebensphase und Motivation.
- Kein Tracking & Feedback → Ohne Datenanalyse weißt du nicht, was funktioniert. Nutze KPIs wie Cost-per-Application, Time-to-Hire oder Klickzahlen.
Recruiting wird strategischer: Die wichtigsten Zukunftstrends
Recruiting entwickelt sich rasant weiter – und die folgenden Trends solltest du auf dem Radar haben:
- Künstliche Intelligenz: Automatisierung und Effizienzgewinne durch Chatbots, Matching-Systeme & automatisierte Kommunikation.
- Diversity & Inklusion: Vielfältige Teams sind kreativer und erfolgreicher – und zunehmend ein Entscheidungskriterium für Bewerbende.
- Data-Driven-Recruiting: Analysen helfen dir zu erkennen, welche Kanäle, Texte und Maßnahmen wirklich funktionieren.
Fazit: Zielgruppen kennen = besser rekrutieren
Wer sich ausschließlich auf aktiv suchende Talente verlässt, lässt viel Potenzial liegen. Nutze den ganzen Talentpool, verstehe deine Zielgruppen und spiele die richtigen Kanäle – dann wirst du nicht nur mehr, sondern auch passendere Bewerbungen erhalten.
Auch mit kleinen Budgets kannst du verschiedene Zielgruppen erreichen – wenn du weißt, wo sie sind und was sie hören wollen.
Du möchtest dein Recruiting ganzheitlich aufstellen, weißt aber nicht, wo du anfangen sollst? Ich unterstütze dich gerne dabei – von der Zielgruppenanalyse über die Kanalauswahl bis hin zur Umsetzung deines Personalmarketings. Nimm Kontakt auf!